Nordkap – Aus der Sicht eines Fotografen…

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Dieser Photowalk enthält einige persönliche Erfahrungen über meine Reise zum Nordkap. Das Gefühl am nördlichsten Punkt zu stehen und nichts als die weite Welt zu sehen ist absolut unbeschreiblich, es verleiht einem das Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit. Der Weg dorthin ist mühsam und zäh, aber was man dort erlebt ist einmalig. Ich bereue diese Reise keinesfalls und kann jedem empfehlen, einmal im Leben zum Nordkap zu fahren, seit es mit dem Auto, mit dem Schiff oder mit dem Fahrrad.

Bevor man mit der Reise startet, sollte man dies gründlich planen, um gewissen Hindernissen oder Überraschungen vorzubeugen. Natürlich kann nicht alles vorher bis ins kleinste Details geplant werden und böse Überraschungen können auch durch eine gründliche Planung nicht ausgeschlossen werden, aber die Wahrscheinlichkeit kann dadurch sicherlich minimiert werden.

Dieser Photowalk richtet sich, wie alle anderen Photowalks, primär an die Fotografen unter uns. Was nützt es mit eine Art Reiseführer zu schreiben, denn die gibt es doch bereits ;)

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Jahreszeit:
Ein wichtiger Nein, ich glaube sogar der wichtigste Punkt ist die Frage, wann fahre ich am besten zum Nordkap? Ein wenig geografisches vorab…Das Nordkap liegt auf 71° nördlicher Breite, ein Vergleich: München liegt auf 48° und der Polarkreis auf 66° nördlicher Breite. Was will ich damit sagen? Nun, man befindet sich schon ziemlich weit nördlich und es trennen einem etwa nur 2000 km vom Nordpol! Das bedeutet also, es ist zum einem ziemlich kalt da oben und zum anderen ist es aufgrund der Winter- und Sommersonnenwende entweder dunkel oder hell. Dementsprechend ist eine Reise zum Nordkapp nur in bestimmten Monaten im Jahr empfehlenswert bzw. möglich.

Um den 22. – 23. Januar geht die Sonne am Nordkap für etwa eine Stunde am Tag auf. Jeden Tag erhöht sich die Sonnenscheindauer um etwa 15 – 30 Minuten. Um den 10. – 11. Mai ist der Höhepunkt erreicht, die Sonne scheint 24 Stunden am Tag. Erst Anfang August verschwindet die Sonne am Horizont und die Sonnenscheindauer nimmt pro Tag auch wieder um 15 – 30 Minuten ab. Ende August scheint die Sonne nur noch etwa 16 Stunden am Tag. Der Übergang zwischen absoluter Helligkeit und absoluter Dunkelheit ist gewaltig und nicht fließend. Gegen Mitte – Ende November geht die Sonne dann gar nicht auf, bis sich im Januar der Zyklus wiederholt. Im Schnitt geht am Nordkap die Sonne für 2,5 Monate weder auf noch unter.

Was ist denn nun die beste Jahreszeit?
Pauschal läßt sich die Frage nicht so einfach beantworten, das ganze hängt natürlich von seinen fotografischen Zielen, Bedürfnissen und sonstigen Begebenheiten ab. Natürlich lässt sich die Wahl durch die 2,5 Monate völliger Dunkelheit etwas minimieren, sodass es möglich ist  zwischen Februar und November zum Nordkap zu fahren. Ich empfehle jedoch eine Reise zwischen Anfang Mai und Ende August. Während dieser Zeit ist die Straße uneingeschränkt befahrbar, sofern man eine Reise mit Bus/Auto/Motorrad bevorzugt. Während des Winters ist das Nordkap auch sehr sehenswert, eine Anreise ist dann aber eher mit einem Schiff zu empfehlen bzw. auch nur möglich. Summa Summarum…möchte man die nicht untergehende Sonne beobachten und so eine Art Zeitraffer erstellen, ist eine Reise zwischen Mitte Mai und Anfang August sinnvoll, möchte man das Nordkap während der Dämmerung besuchen um schöne Sonnenuntergänge mit spektakulärem Himmel zu fotografieren, so empfehle ich den Zeitraum Anfang bis Ende August.

Nachdem nun die Jahreseit geklärt ist, kommt die Frage auf mit was fahre ich zum Nordkap?

nordkap-9148Auto/Bus/Schiff/Wohnwagen:
Das Nordkap ist zugängig für einige verschiedene Fortbewegungsmittel. Die wohl bequemste Art ist natürlich eine Reise mit dem Bus, damit ist man aber natürlich alles andere als flexibel. Deshalb bevorzuge ich ganz klar entweder das Auto oder ein Wohnwagen/Wohnmobil. Damit ist man ziemlich flexibel, man kann ungehindert am Seitenstreifen stehen bleiben und fotografieren. Man braucht keine Bedenken zu haben, denn die Straßen sind breit genug und ein Anhalten auf dem Seitenstreifen stört wirklich niemanden. Die Straße von Alta aus zum Nordkap ist die gesamte Strecke über geteert und wirklich sehr gut ausgebaut.
Mit dem Auto ist die Fahrt wohl günstiger als mit dem Wohnmobil, das liegt nicht nur am Spritverbrauch, sondern auch auch den mautpflichtigen Tunneln, die man hin und wieder durchqueren muss. Trotzdem würde ich bei der nächsten Tour ein Wohnmobil oder VW Bus bevorzugen, es ist einfach bequemer. Das absolute Highlight ist jedoch folgendes: Mit seinem Fortbewegungsmittel fährt man direkt auf einen großen Parkplatz, von diesem Parkplatz aus, hat man bereits einen grandiosen Blick auf die Weltkugel. Der Blick ist vergleichbar mit dem Bild auf der linken Seite. Toll denke ich mir, ich brauch für’s Foto nicht mal aus dem Auto auszusteigen… Es besteht nun die Möglichkeit sich 48 Stunden auf dem Gelände aufzuhalten. Man fotografiert ohne Stress, geht ein wenig schlafen und zum Sonnenaufgang beginnt die nächste Fototour, ich find’s so ziemlich genial. Ausgeschlafen und Fit kann es dann nämlich wieder auf den Rückweg gehen. Ich habe damals den Fehler gemacht in aller frühe von Alta zum Nordkap zu fahren, die Fahrt dauert schon einige Stunden, dann gab es eine knapp fünfstündige Fotosession und nochmals eine mehrere Stunden lange Rückfahrt, der Ausflug dauerte somit fast 24 Stunden. Also macht euch keinen Stress und bleibt einen Tag direkt vor Ort, ihr werdet es nicht bereuen.

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Motive:
Das Nordkap besitzt auf den ersten Blick nur eine Art von Motiv, die Weltkugel. Das ist natürlich auch ein sehr schönes Motiv, was man gut in Szene setzen kann, wie man meinen Beispielaufnahmen entnehmen kann. Auch der Weg zum Nordkapp bietet einige zahlreiche spannende Motive. Eine Anreise auf dem Land ist nur über eine Straße (die E6) möglich, ich würde auch dringend empfehlen auf dieser Straße zu bleiben, andernfalls befindet man sich mitten auf dem Bauernhof eines Anwohners und die sind über Touristen sicherlich alles andere als erfreut.

Nun denn, entlang der E6 fährt man nun direkt zum Nordkap. Ich habe bereits erwähnt, dass die Straße breit genug und gut ausgebaut ist, um mal schnell seitlich anzuhalten und um Aufnahmen zu erstellen. Ansonsten gibt es in unbestimmten Abständen auch kleinere Haltebuchten, in denen ein Parken auch problemlos möglich ist. Anders als in anderen Ländern ist das Halten auf dem Seitenstreifen problemlos möglich, also nutzt die Chance.

Wenn man die E6 entlang fährt befindet man sich mitten in der Tundra. Da die Vegetationsperiode nur wenige Monate beträgt, findet man nur vereinzelte Nadelbäume. Auf freier Fläche hingegen is das Gebiet übersäht von Moosen, Farn und Flechten. Hin und wieder trifft man auch kleinere Sträucher, aber das ist doch eher die Seltenheit. Diese Motive können ebenfalls sehr interessant sein und Makro Fans kommen hier sicherlich auf ihre kosten. Über die Tierwelt kann ich leider nur bedingt etwas sagen. Rentiere wird man definitiv vorfinden und man kommt diesen sogar richtig nahe. Die sind sehr zutraulich und absolut nicht scheu.

Nun denn, ich denke ich habe soweit alles wichtige dargestellt und ihr wisst ja, Bilder sagen mehr als tausend Worte, in diesem Sinne, geniesst die Bilder (diese sind rund um die E6 entstanden)…

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2 Kommentare zu „Nordkap – Aus der Sicht eines Fotografen…“

  1. Kommt hinzu, dass man beim offiziellen Nordkap ja eigentlich am „falschen“ Nordkap steht (es ist nicht der nördlichste Punkt auf europäischem Festland)… :-) Die Bilder sind aber trotzdem beeindruckend. Ich mochte den grandiosen Himmel sehr, und das kommt auf Ihren Bildern auch zum Ausdruck.

  2. Ich war gerade im Dezember 2015 mit den Hurtigruten im Nordkap. Auch wenn es quasi eine Nicht-Sonnenschein-Garantie gibt, lohnte sich der Ausflug bei stürmischem Wind. Man bekommt so einen viel imposanteren Eindruck von der an sich recht lebensfeindlichen Landschaft am Nordende Europas.

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